Florian Wirtz schon ein EM-Kandidat?

Vor rund einem Jahr sorgte der Wechsel von Florian Wirtz aus der U17 des 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen vor allem noch für regionale Schlagzeilen am Rhein. Warum man sich in Köln mächtig ärgern musste und sich Leverkusen ins Fäustchen lachen konnte, wurde dann aber schon wenige Monate später klar, benötigte der offensive Mittelfeldspieler doch keinerlei Anlaufzeit und setzte direkt bei den Bayer-Profis in der Bundesliga Akzente.

Bis zum Ende der Saison 2019/20 brachte es Wirtz, der am 3. Mai 2020 erst 17 Jahre alt wurde, auf sieben Einsätze in der Bundesliga und erzielte just gegen den FC Bayern München seinen ersten Treffer im Oberhaus, konnte damit Bayers 2:4-Pleite gegen den Rekordmeister indes nicht verhindern. Ging Trainer Peter Bosz vergangene Spielzeit noch behutsam mit seinem Top-Talent um, so ist Wirtz in der laufenden Spielzeit bereits eine feste Größe.

An zwölf der ersten 15 Spieltage stand der gebürtige Pulheimer in der ersten Elf. Einmal fehlte er wegen einer Bauchmuskelzerrung, einmal wurde er eingewechselt und am vergangenen Spieltag gegen Werder Bremen wurde er von Coach Peter Bosz aus dem Kader genommen, um ihn zu schonen. Zwei Tore und fünf Vorlagen sind dabei eine bemerkenswerte Bilanz, zu der noch zwei Treffer und ein Assist in fünf Partien der Europa League sowie ein Tor im DFB-Pokal gegen Eintracht Norderstedt (7:0) kommen.

Havertz-Vergleiche als Ansporn

Die Prognose, dass Wirtz am Anfang einer ganz großen Karriere steht, ist nicht mehr wirklich gewagt, wobei sich Bayer kurz vor Weihnachten über die Unterschrift des dreifachen U21-Nationalspielers bis 2023 freuen durfte. Schon vereinbart ist darüber hinaus wohl eine weitere Verlängerung bis 2025, die allerdings erst an Wirtz‘ 18. Geburtstag in Kraft treten kann.

Erst einmal kann sich Leverkusen damit sicher sein, noch länger Freude an Wirtz zu haben, der nun aber in der “Sport Bild“ auch kein Geheimnis daraus machte, von noch Größerem zu träumen: „Als kleiner Junge wollte ich immer für Barcelona spielen. Daran hat sich nichts geändert. Aber bis dahin habe ich ja noch etwas Zeit.“

Gleichzeitig betonte der hochveranlagte Rechtsfuß auch, dass ihn die Vergleiche mit Kai Havertz, der Leverkusen im vergangenen Sommer für rund 80 Millionen Euro zum FC Chelsea verlassen hat, keineswegs stören, sondern vielmehr eher als Motivation dienen: „Es ist ein Ansporn für mich, noch besser zu werden als Kai. Ich will immer der Beste sein und hasse es zu verlieren. Das war schon immer so.“

Wirtz in Sachen EM-Teilnahme zurückhaltend

Während Havertz bereits fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft ist, erwarten nicht wenige Experten auch Wirtz eher früher als später im Kreise der DFB-Auswahl. Darauf und auf eine mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft 2021 im Sommer angesprochen antwortete der Jungprofi ebenso zurückhaltend wie ausweichend: “Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Traum schon zulassen kann. Aber die vergangenen Monate haben mir gezeigt, dass man viele Dinge nicht planen kann. Manchmal gibt es Momente, in denen ich mich einfach mal hinsetzen muss, um zu realisieren, was alles mit mir passiert ist.“

Sollte Wirtz in den nächsten Monaten ähnlich auftrumpfen wie im bisherigen Saisonverlauf, scheint nicht ausgeschlossen, dass der Anruf von Bundestrainer Joachim Löw kommt, mit dem es bisher aber noch keinen Kontakt gibt. Dass mit Blick auf die EURO Akteure wie Julian Brandt oder Julian Draxler den Vorzug erhalten, die in ihren Vereinen keine Stammkräfte sind und bei ihren wenigen Einsätzen nur selten überzeugen, wäre dann auf jeden Fall schwer nachvollziehbar.

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