Christian Günter will zur Endrunde – Einer von drei Kandidaten für die linke Seite

Jahrelang galt die linke Abwehrseite in der deutschen Nationalmannschaft als nicht optimal besetzt. Nachdem bei der WM 2014 Benjamin Höwedes als gelernter Innenverteidiger das gesamte Turnier auf ungewohnter Linksverteidiger-Position bestritten hatte, übernahm vier Jahre lang bis zur WM 2018 meist Jonas Hector den Posten, freilich ohne dort durchweg über jeden Zweifel erhaben zu sein.

Ex-Bundestrainer Joachim Löw berief Hector trotz des zwischenzeitlichen Abstieges mit dem 1. FC Köln auch nach der WM 2018 weiterhin, probierte aber auch weitere Alternativen wie Marvin Plattenhardt, Nico Schulz, Philipp Max oder Marcel Halstenberg aus – jeweils ohne durchschlagenden Erfolg, wobei die Gründe vielschichtig waren und gerade bei Halstenberg in Verletzungspech zu suchen waren.

https://twitter.com/SWRsport/status/1486264064791699457

Dreikampf um zwei WM-Tickets?

Mit dem Debüt von Robin Gosens im September 2020 war dann aber eine passende Lösung gefunden. Der Italien-Legionär, der aktuell kurz vor einem Wechsel von Atalanta Bergamo zu Meister Inter Mailand steht, machte seine Sache gut und war bei der insgesamt enttäuschend verlaufenen EURO 2021 ein Lichtblick. Seitdem aber kam Gosens verletzungsbedingt nur noch zwei Mal im Nationalteam zum Einsatz, befindet sich inzwischen aber zumindest auf einem guten Weg zurück.

Während dessen bot der neue Bundestrainer Hans-Dieter Flick mit Thilo Kehrer einen gelernten Innenverteidiger auf die linke Abwehrseite, gab aber mit Christian Günter und David Raum auch zwei in der Bundesliga auffälligen Linksverteidigern eine Chance. Und beide haben ihre Nominierung nicht nur gerechtfertigt, sondern sich auch für weitere Einsätze empfohlen.

Weil Raum und Günter ähnlich wie Gosens vor allem Stärken in der Vorwärtsbewegung haben, ist selbst bei einer möglichen Kadererweiterung wie im Vorfeld der EURO 2021 nicht davon auszugehen, dass Flick alle drei ins WM 2022 Team für Katar (21. November bis 18. Dezember) berufen wird.

Fokus auf den SC Freiburg

Aktuell scheint das Rennen offen, wobei sich ein fitter Gosens sicherlich in der Pole Position befinden würde, sofern der 27-Jährige seine alte Form wiederfindet. Günter, mit 28 Jahren der älteste der drei Kandidaten, will aber seine Chance suchen und zeigt sich nun im Interview mit dem “SID“ mit Blick auf die WM 2022 durchaus selbstbewusst: „Dass es natürlich ein Traum ist, steht außer Frage. Wenn ich weiter so spiele, dann spiele ich auf jeden Fall eine Rolle.“

Günter betont zugleich zwar, sich „nicht jede Woche einen Kopf darüber“zu machen, weiß aber natürlich auch, dass gute Auftritte mit dem SC Freiburg seinen WM-Chancen sicher nicht abträglich wären: „Wenn das große Ganze richtig gut funktioniert, dann spielt sich auch jeder Einzelne in den Vordergrund. Wenn wir als Mannschaft eine gute Leistung zeigen, ist bei mir die Wahrscheinlichkeit auch groß, dass ich eine gute Leistung bringe“, richtet der schon mit 13 Jahren nach Freiburg gewechselte und dem Sport-Club seitdem immer treu gebliebene Linksfuß den Fokus in erster Linie auf den Alltag, wenngleich der WM-Traum zumindest im Hinterkopf immer vorhanden sein dürfte.

Für Zuschauer hat der Kampf um die WM 2022 Tickets übrigens am 19. Januar mit der ersten Verkaufsphase der FIFA begonnen. Geht es nach Christian Günter, kann er sich bei den Deutschland-Spielen den besten Platz sichern, nämlich direkt am Spielfeld.