Europa-Held Kingsley Schindler träumt von Endrunde 2022 mit Ghana

Groß war die Enttäuschung rund um den 1. FC Köln, als vergangene Woche das Hinspiel in den Play-offs zur Conference League gegen den Fehervar FC im stimmungsvollen RheinEnergieStadion mit 1:2 verloren ging. Zwar gelang Florian Dietz für den favorisierten Bundesligisten ein frühes Führungstor, doch ein Platzverweis für Jeff Chabot nach 20 Minuten führte bei den Geißböcken zu einem vorübergehenden Verlust jeglicher Ordnung, die der Underdog aus Ungarn zu zwei Treffern und letztlich einen überraschenden Auswärtssieg nutzte.

Eine Woche später allerdings hat der 1. FC Köln diesen Ausrutscher vor heimischem Publikum wettgemacht und vor mehr als 3.000 mitgereisten Fans in Szekesfehervar die Wende geschafft. Timo Hübers in der 16. Minute und Ellyes Skhiri unmittelbar nach der Pause schossen den FC jeweils im Anschluss an Eckbälle mit 2:0 in Führung, ehe Marvin Schwäbe Mitte der zweiten Halbzeit zwei Mal gefordert war und mit starken Reaktionen einen ungarischen Treffer verhinderte. In der vierten Minute der Nachspielzeit war es dann der erst in der 81. Minute eingewechselte Kingsley Schindler, der in einer Co-Produktion zweier Joker eine Flanke von Jan Thielmann zum 0:3 ins Netz köpfte und damit die letzten Zweifel am Erreichen der Gruppenphase ausräumte.

Schindler als wertvoller Kaderspieler

Groß war der Jubel sowohl beim stimmgewaltigen Anhang als auch bei den Spielern. Insbesondere natürlich bei Schindler, der nach dem goldenen 1:0-Siegtor im März im Derby bei Bayer Leverkusen abermals einen wichtigen Treffer erzielt hat und anschließend gegenüber dem “kicker“ erklärte, sich auch als Einwechselspieler stets voll einbringen zu wollen: „Ich habe es schon einige Male betont. Ich gebe immer alles auf dem Platz, egal ob 90, 45 oder 10 Minuten. Du musst immer bereit sein, immer heiß sein. Wenn ich der Mannschaft dann wie heute auch noch mit einem Tor helfen kann, freut mich das umso mehr.“

Schindler, der nach seinem Wechsel von Holstein Kiel nach Köln im Sommer 2019 lange keinen leichten Stand hatte und zwischenzeitlich an Hannover 96 verliehen war, zählt zu den Gewinnern unter Trainer Steffen Baumgart. Unter dem 2021 gekommenen Coach ist der 29-Jährige zwar auch keine Stammkraft, allerdings ein wertvoller Kaderspieler, der immer wieder von der Bank kommt und am ersten Bundesliga-Spieltag gegen den FC Schalke 04 (3:1) auch von Anfang an ran durfte.

Der deutsche Fußball ist im Blickfeld Ghanas

Viel Spielzeit in Kombination mit guten Leistungen und besonderen Momenten wie nun in Szekesfehervar nähren auch Schindlers Traum von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022. Der gebürtige Hamburger, darf dank seiner Wurzeln für die ghanaische Nationalmannschaft spielen, wartet indes noch auf seine erste Berufung. Dass Trainer Otto Addo den deutschen Fußball bestens kennt und als Teil des Staffs bei Borussia Dortmund auch genau verfolgt, sollte Schindlers Chancen nicht abträglich sein, zumal erst vor wenigen Monaten mit Ransford-Yeboah Königsdörffer (Hamburger SV), Stephan Ambrosius (Karlsruher SC) und Patric Pfeiffer (SV Darmstadt 98) drei Zweitliga-Profis mit ghanaischer Abstammung für die Black Stars gewonnen wurden.

Schindler, der 2015 bereits für die U23 Ghanas eingeladen war, aufgrund von Problemen mit dem Klima aber nicht eingesetzt werden konnte, hat öffentlich schon vor längerer Zeit betont, gerne “für das Land meiner Eltern spielen“ zu wollen. Ob sich dieser Wunsch erfüllt, bleibt aber erst einmal noch offen.

Ghana trifft in WM 2022 Gruppe H auf Portugal, Uruguay und Südkorea. Keine dieser Mannschaften zählt unbedingt zum engen Kreis der WM-Favoriten, doch mit Gegnern wie Portugal oder Uruguay hat Ghana trotzdem keine leichte WM-Gruppe erwischt.