Deutschland: Zweifel an Joachim Löw bleiben

Die deutsche Nationalmannschaft hat fraglos kein gutes Jahr hinter sich. Das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland und der Abstieg aus der obersten Division der UEFA Nations League waren zwei einschneidende Negativerlebnisse, die auch den Druck auf Bundestrainer Joachim Löw haben steigen lassen. In den letzten Spielen des Jahres gewann Löw zwar mit einem Verjüngungskurs zuvor verloren gegangenen Boden zumindest etwas zurück, doch in der breiten Öffentlichkeit ist man in Deutschland offenbar nicht mehr restlos vom 58 Jahre alten Fußball-Lehrer überzeugt.

Nur ein gutes Drittel der Deutschen weiter von Löw überzeugt

Zu diesem Schluss muss man nach Betrachtung einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur kommen. Dabei gaben 41 Prozent der befragten Bundesbürger an, Löw nicht mehr für den richtigen Trainer für die deutsche Nationalmannschaft zu halten. Nur 35 Prozent vertrauen dagegen weiterhin auf Löw, während sich 24 Prozent kein Urteil erlauben wollten und auf eine Meinungsäußerung verzichteten.

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) freilich genießt Löw unverändert großes Vertrauen und soll den bereits eingeleiteten personellen Umbruch weiter vorantreiben. Zugleich ist aber in einer Gruppe mit der Niederlande, Weißrussland, Estland und Nordirland die Qualifikation für die EM 2020 absolute Pflicht, zumal dafür bereits der zweite Platz ausreicht. Um in der öffentlichen Wahrnehmung wieder Pluspunkte zu sammeln, muss Löw mit seinem Team aber die Niederlande, die in der Nations League letztlich die Nase vorne hatte, aber hinter sich lassen und idealerweise zudem mit attraktivem, offensiven Fußball Kredit zurückgewinnen.

Einige Routiniers weiterhin eingeplant

Bereits festgelegt hat sich Löw unterdessen darauf, dass es nur mit jungen Spielern nicht funktionieren wird. “Die Jungen müssen sich schon noch finden. Wir brauchen eine eingespielte Elf“, zitiert der “Kicker“ den Bundestrainer, der auch künftig auf eine Achse aus erfahrenen Spielern bauen will. Als feste Größen der alten Garde sind Torwart Manuel Neuer und Regisseur Toni Kroos auch in den kommenden Jahren fest eingeplant. Für andere altgediente Nationalspieler und Weltmeister von 2014 wie Jerome Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller könnte es hingegen zunehmend eng werden, nachdem schon die letzten Länderspiele im Jahr 2018 deutliche Anzeichen dafür lieferten, dass diese Akteure nicht mehr unumstritten sind.

Vielmehr wird die deutsche Mannschaft mit Spielern wie Joshua Kimmich, Leroy Sane, Serge Gnabry oder Kai Havertz ein neues, deutlich jüngeres Gesicht erhalten. All diese fraglos hochveranlagten Jungprofis zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen, die bei der EM 2020 Qualifikation eine deutlich bessere Rolle spielen kann als die DFB-Auswahl bei der WM 2018 ist nun die oberste Aufgabe von Löw. Meistert der Bundestrainer diese, dürften die nächsten Umfrageergebnisse auch wieder freundlicher aussehen.