Tunesien: Rani Khedira sagt für die WM ab

Mit seinem ablösefreien Wechsel von RB Leipzig zum FC Augsburg hat Rani Khedira im vergangenen Sommer einen richtigen Schritt getan. Auf den ersten Blick war es zwar ein Schritt zurück vom Vize-Meister und sicheren Champions-League-Teilnehmer zu einem Klub mit kleinerem Budget und oberstem Ziel Klassenerhalt, doch dafür ist Khedira beim FCA nun anders als in Leipzig Stammspieler.

Lediglich vier Spiele hat der 24-Jährige verpasst, darunter den 3:0-Sieg des FCA am vergangenen Wochenende gegen Eintracht Frankfurt aufgrund einer Gelbsperre. Ansonsten hat sich der gebürtige Stuttgarter zu einer festen Größe im Augsburger Mittelfeld entwickelt mit Stärken in der Rückwärtsbewegung, aber auch dem einen oder anderen Akzent im Vorwärtsgang. Ob er das Deutschland Trikot (der ersten Mannschaft) aber jemals tragen wird, bleibt fraglich.

Mangelnde Sprachkenntnisse als gewichtiges Argument

Die Leistungen Khediras sind auch den Verantwortlichen des tunesischen Fußballverbandes nicht verborgen geblieben, für den der 1,88 Meter große Rechtsfuß wegen seines aus dem nordafrikanischen Land stammenden Vaters spielen dürfte. Weil Khedira nur in den Junioren-Nationalmannschaften für Deutschland aktiv war und somit auf der Ebene der A-Teams noch ein Verbandswechsel möglich wäre, buhlte Tunesien zuletzt um den Bruder von Weltmeister Sami Khedira und hatte mit der Teilnahme an der WM 2018 in Russland ein durchaus attraktives Lockmittel zur Hand.

Allerdings hat sich Khedira nach einigen Monaten des Nachdenkens nun dagegen entschieden, bei der Weltmeisterschaft für Tunesien aufzulaufen. „Es hat mich mit Stolz erfüllt, dass der Verband an mich gedacht hat“, fühlte sich Khedira zwar geehrt, nannte dann aber auch die Beweggründe für sein Nein: „Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, ich spreche nur Deutsch. Das war ausschlaggebend. Mein Spiel ist von Kommunikation geprägt, von Anweisungen und taktischen Dingen. Die Zeit ist zu knapp, das ist zu schwierig. Ich kann dem Team nicht mit meiner besten Leistung helfen“, zitiert unter anderem der “Kicker“ den Augsburger.

Für die Zukunft alles offen?

Zudem betonte Khedira, dass es gegenüber den Tunesiern, die die Qualifikation für die WM 2018 geschafft haben und nun womöglich ihren Platz an ihn verlieren würden, nicht fair wäre, erst jetzt relativ kurz vor dem Turnier zur Mannschaft zu stoßen: „Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren den Arsch aufgerissen. Ich will keinem von ihnen den Platz wegnehmen.“

Laut Khedira hat der tunesische Verband verständnisvoll auf die Absage reagiert. Ob es ein endgültiges Nein war oder ob zukünftig noch denkbar ist, dass der aus der Jugend des VfB Stuttgart stammende Mittelfeldmann eines Tages doch noch für Tunesien aufläuft, ist offen geblieben. Eines ist jedenfalls sicher: Die WM Songs 2018 wird er sich wohl alleine aufgrund seines Bruders daheim anhören.