DFB will für Hansi Flick keine Ablöse zahlen

Gut eine Woche nach der Ankündigung von Hans-Dieter Flick, am Ende der Saison sein Traineramt beim FC Bayern München trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages niederlegen zu wollen, könnte das Trainerkarussell in Deutschland richtig in Schwung kommen. Denn inzwischen ist durchgesickert, dass die Bayern Kontakt sowohl zu Julian Nagelsmann als auch zu dessen Arbeitgeber RB Leipzig aufgenommen haben, natürlich mit dem Ziel, den 33-Jährigen als Flick-Nachfolger für sich zu gewinnen.

Klar scheint damit, dass in München keine Hoffnungen mehr bestehen, den mit sechs Titeln im vergangenen Jahr überaus erfolgreichen Flick doch noch zum Weitermachen bewegen zu können. Mit Nagelsmann soll sich der FC Bayern derweil sogar schon weitgehend einig sein und auch Leipzig würde dem Coach keine Steine in den Weg legen, wenn die Modalitäten stimmen.

20 bis 30 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum und damit die mit Abstand höchste Summe, die im deutschen Fußball jemals für einen Trainer bezahlt wurde. Der erst kürzlich aufgestellte Rekord von Adi Hütter, der von einer Ausstiegsklausel Gebrauch macht und für 7,5 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach wechselt, wird damit vermutlich keine allzu lange Halbwertszeit haben.

FC Bayern will Flick nicht ohne Weiteres ziehen lassen

Geht der Nagelsmann-Wechsel nach München über die Bühne, wovon auch mangels anderer, geeigneter Kandidaten auszugehen ist, würde wohl Jesse Marsch nach Leipzig kommen. Der US-Amerikaner einst schon Co-Trainer bei den Sachsen, ist momentan noch erfolgreich bei Red Bull Salzburg tätig, sucht aber dem Vernehmen nach eine neue Herausforderung, die in Leipzig liegen. Dann wiederum würde in Salzburg ein Posten frei, für den der beim VfL Wolfsburg mit einer Ausstiegsklausel ausgestattete Oliver Glasner ein heißer Kandidat sein soll.

Um die Auswirkungen einer Nagelsmann-Abwerbung auf andere Klubs wird man sich beim FC Bayern indes kaum allzu viele Gedanken machen. Sehr wohl aber darüber, die Zusammenarbeit mit Flick so zu beenden, dass alle Seiten ihr Gesicht wahren und positiv auseinandergehen können. Einer Auflösung von Flicks Arbeitsvertrag wird der deutsche Rekordmeister indes nicht bedingungslos zustimmen, wie Klubboss Karl-Heinz Rummenigge in der “Bild am Sonntag“ anklingen ließ: “Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist.“

Heißt übersetzt, dass die Münchner für den 56 Jahre alten Fußball-Lehrer auch eine Ablöse kassieren möchten. Sollte Flick tatsächlich beim DFB anheuern und dort nach der Europameisterschaft 2021 die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw antreten wollen, werden sich die Vorstellungen des FC Bayern allerdings kaum erfüllen lassen. “Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwer tut, dies zu tun“, betonte DFB-Vize-Präsident Dr. Rainer Koch in der Sendung “Blickpunkt Sport“ die klare Haltung des Verbandes, räumte allerdings gleichermaßen ein, “sicher nicht für die Frage, wer neuer Bundestrainer wird“ zuständig zu sein.

Rainer Koch: Widerstand gegen Ablöse für den neuen Bundestrainer

Die Entscheidung darüber, wer neuer Bundestrainer wird, obliegt stattdessen vor allem Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff, der sich denn auch mit dem FC Bayern auseinandersetzen muss. Koch aber kündigte an, in seiner Funktion als für den Amateurfußball zuständiger Vize-Präsident Widerstand leisten zu wollen, sollte für den neuen Bundestrainer eine Ablöse zu bezahlen sein.

“Da würde ich aus meiner Position als erster Mann des Amateurfußballs entschieden widersprechen. Der DFB hat ja nicht unendlich viel Geld“, so Koch, der in diesem Zusammenhang auch daran erinnerte, dass der DFB in der Vergangenheit mehrere Nachwuchstrainer wie Manuel Baum oder Hannes Wolf auch ohne Ablöse zu Vereinen hat ziehen lassen, ebenso wie einst Matthias Sommer, der als Sportdirektor des DFB just zum FC Bayern wechselte.

Deutschland spielt in EM 2021 Gruppe F gegen Portugal, Frankreich und Ungarn und gehört bei den EM Wettquoten 2021 zum erweiterten Favoritenkreis.