Gareth Southgate nach historischer Pleite unter Beschuss

Rund fünf Monate vor der Abreise zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar herrscht rund um die englische Nationalmannschaft, die eigentlich bei der ersten Winter-Endrunde der Geschichte zum Kreis der WM-Favoriten gehört, Krisenstimmung.

Grund dafür ist das mit nur zwei Punkten aus den ersten vier Spielen bislang völlig desaströse Abschneiden in der Nations League 2022, in der den Three Lions als aktuellem Schlusslicht hinter Ungarn, Deutschland und Italien sogar der Absturz in die Zweitklassigkeit droht.

Galt die 0:1-Niederlage zum Auftakt in Ungarn noch als Ausrutscher, wurde schon bei den Unentschieden in Deutschland (1:1) und gegen Italien (0:0) deutlich, dass das englische Spiel an mehreren Stellen hakt. Insbesondere in der Offensive war auch in diesen Begegnungen schon Sand im Getriebe, resultierte der einzige Treffer in diesen 270 Minuten doch aus einem von Harry Kane verwandelten Elfmeter.

Als wären die ersten drei Spiele in der Nations League nicht schon enttäuschend genug verlaufen, erlebte der englische Fußball am Dienstagabend noch einen historischen Tiefpunkt. Denn die Three Lions verloren vor eigenem Publikum in Wolverhampton gegen Ungarn, eigentlich der krasse Außenseiter der Gruppe, sang- und klanglos mit 0:4. Für England war es zugleich die höchste Heimniederlage seit einem 1:5 im Jahr 1928 gegen Schottland.

Southgate zeigt sich selbstkritisch

Wenig überraschend war die mediale Kritik am englischen Auftreten scharf und von verschiedener Seite wurde offen in Frage gestellt, ob Gareth Southgate noch der richtige Trainer ist. Der 51-Jährige, der seit September 2016 im Amt ist und unter dessen Regie England mit dem vierten Platz bei der WM 2018 und dem Einzug ins Finale der EM 2021 eine vielversprechende Entwicklung genommen hat, unternahm unterdessen gar nicht erst den Versuch, Ausreden zu finden, sondern die Pleite und das aktuell maue Abschneiden in der Nations League komplett auf seine Kappe.

“Natürlich ist so ein Abend schwierig und es ist wichtig, dass ich das von den Schultern der Spieler nehme, weil das absolut an mir lag. Die Verantwortung dafür liegt bei mir. Es war schwer, in jedem Spiel die stärkste Mannschaft rauszuschicken, also haben wir es als Vorbereitung für Katar genutzt“, verwies Southgate einerseits zwar auf die angesichts von elf Spielen binnen elf Tagen nach einer langen Saison nötige Rotation, betonte andererseits aber auch, im Zuge dessen nicht das richtige Personal gefunden zu haben: “Ich habe Mitgefühl, weil ich speziell für die beiden Spiele gegen Ungarn Mannschaften ausgewählt habe, in denen ich versucht habe, das Team auszubalancieren und jungen Spielern eine Möglichkeit zu geben. Diese Balance habe ich nicht hinbekommen, um auf einem Level abzuliefern, das notwendig war, um diese Spiele zu gewinnen.“

Trainerwechsel unwahrscheinlich

Dass die Führung des englischen Verbandes an einen Trainerwechsel denkt, ist unterdessen trotz nicht weniger Forderungen in diese Richtung vor allem seitens der Fans, aber auch von so manchem Experten, zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich.

Allerdings lastet auf Southgate und der Mannschaft vor den finalen Spieltagen in der Nations League am 23. September in Italien und am 26. September gegen Deutschland schon enormer Druck. Zum einen, weil ein Abstieg natürlich tunlichst vermieden werden soll. Zum anderen, weil weitere Negativerlebnisse eine denkbar ungünstige Voraussetzung wären, um mit gutem Gefühl nach Katar reisen zu können.

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