Boston ist eine der historisch bedeutsamen Städte für die Vereinigten Staaten von Amerika. Als Beispiel: Die „Boston Tea Party“ 1773 war einer der ersten Momente, der verdeutlichte, dass die Menschen in den Kolonien gegen die englische Krone aufbegehren würden. Eine Weltmeisterschaft ist nicht nur ein sportliches Mega-Ereignis, sondern auch ein Event, dass die Gastgeber nutzen möchten, um den Gästen ihr Land näherzubringen.
Boston war deshalb zwangsläufig einer der logischen Ausrichtungsorte, als klar wurde, dass die USA gemeinsam mit Kanada und Mexiko die WM 2026 ausrichten dürfen. Gespielt wird dabei im Gillette Stadium. Wir stellen dir die mehr als 60.000 Zuschauer fassende Arena und die geschichtsträchtige Stadt näher vor.
Daten & Fakten zum Gillette Stadium in Boston, USA
- Kapazität: 65.878 Zuschauer
- Eröffnung: 9. September 2002
- Kosten: mit Renovierungen 550 Millionen US-Dollar
- WM-Spiele: noch nicht bekannt
Alle Infos zum WM 2026 Stadion in Boston (USA)
Das Gillette Stadium ist im Alltag eine Arena für den American Football wie für den Fußball. Sowohl die New England Patriots wie auch die New England Revolution nutzen das Stadion für seine Spiele. Tatsächlich steht es aber nicht direkt in Boston, sondern ist in der Stadt Foxborough angesiedelt, die sich in der Metropolregion Boston befindet. Verantwortlich hierfür ist die besondere Baugeschichte der Arena.
Die Patriots spielten 1970 im Harvard Stadium, das zur weltbekannten Universität gehört. Mit etwa 30.000 Plätzen war es aber schon in den 1970er Jahren viel zu klein für die Ansprüche einer NFL-Mannschaft. Dies galt umso mehr für ein Team mit einer derart großen Fangemeinde wie den Patriots. Der Verein, der vor seiner Zeit im Harvard Stadium seit 1960 noch in drei anderen Arenen gespielt hatte, entschied sich deshalb, eine eigene Arena zu bauen.
In Boston selbst wurden einige potenzielle Standorte in Augenschein genommen, aber keiner überzeugte. Fündig wurde man hingegen in Foxborough, das 35 Kilometer entfernt von Boston liegt. Rund 16.000 Menschen sind hier heimisch. Es handelt sich also um einen typischen Ort im Speckgürtel einer Großstadt. Das neue Stadion, das zuletzt nach seiner Heimat Foxboro Stadium hieß, bot ausreichend Platz für 60.000 Zuschauer. Anfangs gab es allerdings Probleme: Die Straßen von Boston nach Foxborough waren immer verstopft. Erst durch infrastrukturelle Bauprojekte beruhigte sich die Lage. 1996 zogen deshalb auch die Fußballer von New England Revolution ein.
Foxboro Stadium weicht indirekt Gillette Stadium
Die Arena zeigte aber in den 1990er Jahren unübersehbare Alterserscheinungen. Die Bänke hatten nicht einmal Rückenlehnen. Luxuslogen, die Vereinen viel Geld einbringen, fehlten komplett. Geplant wurde deshalb das Gillette Stadium, das in 200 Meter Entfernung von der bisherigen Arena gebaut wurde. Nach ihrer Fertigstellung wurde das Foxboro Stadium abgerissen, um Platz für ein Einkaufszentrum und ein Vier-Sterne-Hotel zu machen.
Das neue Stadion, das sich im Besitz der Familie Kraft befindet, heißt bei Fans in Anspielung auf den Sponsorennamen „The Razor“ („das Rasiermesser“). Es wurde zwischen 2022 und 2023 umfassend renoviert, um es auf die Austragung der WM 2026 vorzubereiten. Der Leuchtturm hinter der Endzone wurde beispielsweise deutlich vergrößert. Die Arena hatte schon zuvor Erfahrungen mit großen Fußballturnieren gesammelt: Die Frauen-WM 2003, die CONCACAF Gold Cups 2003, 2005, 2007, 2009 und 2015 sowie die Copa America Centario 2016 waren hier zu Gast. Die Ausrichter der Turniere schätzten, dass die Anlage schnell an ihren Sport angepasst werden kann, weil sie im Alltag ebenfalls fließend zwischen dem Fußball und dem American Football wechseln muss.
Für eine WM und die wichtigen Spiele in der NFL in den 2020er Jahren fehlten aber noch einige Ausstattungsmerkmale, die in den Renovierungen hinzukommen. Gebaut wurde beispielsweise neben dem Leuchtturm mit seiner einzigartigen Aussichtsplattform an der Spitze die größte Videoleinwand in den gesamten USA. Dass das Gillette Stadium inzwischen mehr als 20 Jahre alt ist, wird man der Arena bei der WM deshalb nicht mehr ansehen.
Das ist Boston als WM 2026-Austragungsort
Boston ist die Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts. Zugleich handelt es sich bei der Metropole um die größte Stadt Neuenglands. Sie zählt rund 675.000 Einwohner. In der Metropolregion, zu der wie erwähnt auch Foxborough gehört, leben knapp fünf Millionen Menschen. Das Gebiet zählte zu den Regionen, die am frühesten von der englischen Krone kolonialisiert worden sind. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen sich hier Puritaner nieder. Seinen Namen verdankt Boston dem zweiten Gouverneur der Massachusetts Bay Colony, John Winthrop. Er benannte die neue Siedlung nach dem Boston im englischen Lincolnshire, da einige der Puritaner von dort eingewandert waren. Die Namensgebung sollte ein Heimatgefühl vermitteln.
Neben seiner kulturellen, historischen und politischen Bedeutung ist Boston auch in sportlicher Hinsicht der USA. Es handelt sich um nur eine von acht Städten, die wenigstens eine Meisterschaft in allen großen Ligen gewinnen konnten, die wir als US-Sportarten kennen. Mehrere Dutzend Trophäen in allen Wettbewerben sind ebenfalls herausragend. Tatsächlich sollte sogar noch ein Highlight hinzukommen: Boston wollte die Olympischen Sommerspiele 2024 austragen. Das IOC entschied sich jedoch anders und gab den entsprechenden Zuschlag nach Paris. Die WM dürfte zumindest etwas entschädigen.
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