Europameisterschafts Rekorde

Auch wenn die Weltmeisterschaft schon auf eine etwas längere, im Jahr 1930 beginnende Geschichte zurückblicken kann, zieht alle vier Jahre auch die erstmals 1960 als Europapokal der Nationen und beim dritten Mal offiziell als Europameisterschaft ausgetragene Kontinentalmeisterschaft stets alle Fußballfans gut drei Wochen lang in ihren Bann.

In der 52-jährigen Geschichte des Turniers gab es nicht nur große Siege zu feiern und bittere Niederlage zu beweinen, sondern es kam immer wieder auch zu Kuriositäten, neuen Rekorden und erstaunlichen Ereignissen, die in der Folge alle nicht unerwähnt bleiben sollen.

Euro Rekordtorschütze Michel Platini genügt ein Turnier

Michel Platini ist der EM-Rekordtorschütze

Abb1: Michel Platini ist Euro Rekordtorjäger

Weil Tore beim Fußball das Salz in der Suppe sind, ist der erste Abschnitt diesem Thema gewidmet. Rekordtorschütze in der Geschichte der Europameisterschaft ist der heutige UEFA-Präsident Michel Platini, der bei seiner einzigen Endrunden-Teilnahme 1984 im eigenen Land gleich neunmal traf und damit maßgeblichen Anteil am Titelgewinn hatte. Dabei gelang Platini als bislang einzigem Spieler bei einer EM-das Kunststück, einen lupenreinen Hattrick zu erzielen. Gegen Jugoslawien durfte der französische Superstar in der 59., 61. und 76. Minute jubeln. Natürlich ist es keinem anderen Spieler gelungen, Platinis neun Tore bei einem Turnier zu überbieten. Und selbst die Torschützenkönige der anderen Turniere kamen nicht einmal in die Nähe von Platinis Quote. Die fünf Tore von Marco van Basten (1988), Alan Shearer (1996), Savo Milosevic und Patrick Kluivert (beide 2000) und Milan Baros (2004) waren vor und nach Platini schon die meisten eines einzelnen Spielers bei einer EM-Endrunde. Zuletzt bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine reichten Fernando Torres sogar drei Treffer zum Titel des Torschützenkönigs, der an den Spanier ging, weil dieser neben seinen Toren die meisten Vorlagen und die geringste Spielzeit aller Dreifachtorschützen aufwies.

Beim Thema EM-Rekorde zählt indes nicht nur die nackte Anzahl der Tore, sondern auch andere Aspekte wie beispielsweise der Zeitpunkt. So hat der Russe Dimitri Kiritschenko in der Fußball-Geschichte eher wenig bleibenden Eindruck hinterlassen, ist bis heute dank seines Treffers bei der EM 2004 gegen Griechenland schon nach 67 Sekunden aber der Spieler, der das schnellste EM-Tor erzielt hat. Dahinter folgt mit mit Sergei Aleinikow ein Landsmann Kiritschenkos, der 1988 noch für die Sowjetunion gegen England nach 2:07 Minuten einnetzte.

Dem jüngsten Spieler, der jemals bei einer EM getroffen hat, hat dieser Tor nicht wirklich Glück gebracht. Mit 18 Jahren und 141 Tagen traf der Schweizer Johan Vonlanthen bei der EM 2004 gegen Frankreich, konnte in den folgenden Jahren die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen und kickt mittlerweile nach einer Odyssee mit diversen Vereinen in Italien, Österreich, den Niederlanden und Kolumbien wieder in seiner Heimat – allerdings nur in der zweiten Liga. Längst im Ruhestand ist dagegen der älteste EM-Torschütze aller Zeiten, der Österreicher Ivica Vastic. Vastic, der bei der EM 2008 mit 38 Jahren und 257 Tagen gegen Polen getroffen hatte, beendete ein Jahr später seine aktive Karriere.

Niederlande feiert den höchsten Sieg bei Europameisterschaft

Während das 7:1 Deutschlands gegen Brasilien im Halbfinale der WM 2014 einen Meilenstein in der Geschichte der Weltmeisterschaft bedeutet, gab es in der EM-Historie bislang keinen vergleichbar aufsehenerregenden Sieg. Der generell höchste Erfolg gelang im Jahr 2000 der Niederlande mit einem 6:1 im Viertelfinale gegen Jugoslawien, das bei der anschließenden Halbfinalpleite des Gastgebers aber auch wertlos war. Darüber hinaus gab es drei 5:0-Siege in Vorrundenspielen. Der höchste Finalsieg datiert mit dem spanischen 4:0 über Italien aus dem Jahr 2012 und markierte, wie man heute weiß, gleichzeitig den Höhepunkt und das Ende der spanischen Dominanz im Weltfußball.

Fernando Torres trifft in zwei EM Endspielen

Fernando Torres und Juan Mata beim Torjubel im Euro 2012 Finale

Abb.2: Fernando Torres im Finale der EM 2012

Bei der EM 2012 standen mit Xabi Alonso, Iker Casillas, Cesc Fàbregas, Andrés Iniesta, Sergio Ramos, David Silva, Fernando Torres und Xavi gleich acht Spieler im Finale auf dem Platz, die vier Jahre zuvor auch beim spanischen 1:0 über Deutschland mitwirkten. Kein Spieler eines anderen Landes konnte die EM zweimal gewinnen. Fernando Torres, der sowohl 2008 als auch 2012 traf, ist der einzige Spieler, der in zwei EM-Endspielen ein Tor erzielte.

Die Spieler mit den meisten Einsätzen bei EM-Endrunden stammen indes nicht von einem der beiden Rekordsieger Deutschland und Spanien, die je drei Titel holten. Der Franzose Lilian Thuram und der Niederländer Edwin van der Sar bestritten jeweils zwischen 1996 und 2008 16 Partien bei EM-Endrunden.

Vergebene Strafstöße und schnellster Platzverweis der EM

Waren die bislang erwähnten Rekorde positiver Natur, gibt es auch Ereignisse, auf die die Betroffenen weniger gerne zurückblicken. Dazu zählt aus Sicht der Niederlande sicherlich das EM-Halbfinale 2000, als gegen ab der 34. Minute in Unterzahl spielende Italiener in der regulären Spielzeit beim Stand von 0:0 Frank de Boer und Patrick Kluivert jeweils einen Elfmeter nicht verwandeln konnten, sodass das Elfmeterschießen entscheiden musste. Und in diesem scheiterten erneut mit de Boer, Jaap Stam und Paul Bosvelt drei weitere Niederländer – in keinem anderen EM-Spiel hat eine Mannschaft fünf Elfmeter vergeben.

Ebenfalls nicht gern an die EM 2000 wird sich Mateja Kezman erinnern, der im Spiel Jugoslawiens gegen Norwegen nur 37 Sekunden nach seiner Einwechslung wegen eines übermotivierten Einsteigens gegen Erik Mykland schon wieder mit Rot vom Platz musste.

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Abb1: Wikimedia, Елена Рыбакова (CC BY-SA 3.0)
Abb2: Wikimedia, Станислав Ведмидь (CC BY-SA 3.0)